Kreisläufe Konstruieren – Innovationschancen für den Gebäudesektor

Please find the English version below.

Kreisläufe Konstruieren – Innovationschancen für den Gebäudesektor

Der Bausektor ist eine der ressourcenintensivsten Branchen in Deutschland, weshalb es neuer Ansätze bedarf, die den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden in den Fokus stellen, um Gebäude in der Gesamtheit ihrer Auswirkungen auf den Klimawandel zu betrachten. Nur so können Maßnahmen zur vollständigen Dekarbonisierung des Gebäudestandes und zur Kreislaufführung der verbauten Ressourcen und Materialien und somit neue Perspektiven für den Bausektor identifiziert werden.

Das Projekt „Kreisläufe Konstruieren – Innovationschancen für den Gebäudesektor“ bringt die relevanten Akteur:innen zusammen, um Stellschrauben und Hindernisse zu identifizieren, zielgruppenspezifische Handlungsempfehlungen zu erarbeiten und einen konkreten Fahrplan für die Zukunft einer nachhaltigen Bauwirtschaft zu erarbeiten. Ziel des Projekts ist es, den Handlungsbedarf sowohl in der Forschung als auch der Umsetzung zu identifizieren.

Aktivitäten: Vom Runden Tisch zu einem Fahrplan für 2045

Zum Auftakt des Projektes analysieren wir sowohl den Deutschen als auch den Europäischen Rechtsrahmen und bereiten Beispiele guter Praxis auf. Sie zeigen, wie andere Mitgliedstaaten bereits erste regulatorische Schritte für eine gesamtheitliche Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden machen. Zusätzlich werden einzelne Europäische und Deutsche Vorreiterprojekte mittelständischer Unternehmen beleuchtet und ihre Übertragbarkeit auf andere Unternehmen diskutiert.

Mit dieser Information werden gezielt Stakeholdergruppen, wie zum Beispiel die Bau- und Immobilienwirtschaft einschließlich der Zulieferung, Planung, Design, sowie Eigentümer:innenverbände aber auch Nichtregierungsorganisationen und wissenschaftliche Expert:innen angesprochen. Mittelständische Unternehmen waren in Deutschland in der Vergangenheit häufig Innovationstreiber und machen einen bedeutenden Anteil der Baubranche aus. Sie sind deshalb wichtige Akteure, um gute Beispiele einem Praxistest zu unterziehen und politische Rahmenbedingungen für eine breite Marktdurchdringung zu identifizieren.

Im Zuge dieses Projektes wollen wir daher einen Runden Tisch mit Akteur:innen der Baubranche, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik, initiieren und dazu einladen mit uns diese wichtige europäische und nationale Zukunftsthemen zu diskutieren und eigene Erwartungen und Ideen einzubringen. Gemeinsam wollen wir Pfade einer zukunftsrelevanten Klimapolitik unter Einbeziehung eines zirkulären Gebäudebestands erarbeiten.

Die Projektergebnisse münden in einen Fahrplan für zirkuläre Gebäude bis 2045. Darin werden vor dem Hintergrund der aktuellen europäischen und nationalen Entwicklungen und Initiativen, Rahmenbedingungen vorgeschlagen, die Wechselwirkungen zwischen nationalem und europäischem Policymaking sichtbar gemacht und damit der Austausch der Akteure auf verschiedenen Governance-Ebenen erleichtert.

Hintergrund: Der Bausektor ist eine der ressourcenintensivsten Branchen

Im Rahmen des Europäischen Klimaschutzgesetzes haben sich die Europäischen Institutionen auf verbindliche Klimaschutzziele verständigt. So müssen bis zum Jahr 2030 die europäischen Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden, für den Gebäudesektor bedeutet das eine Reduktion der Emissionen um 60% bis 2030. Im Jahr 2050 muss die Europäische Union dann klimaneutral sein. Deutschland hat sich das Ziel bereits für 2045 gesetzt. Soll der Gebäudebestand klimaneutral werden, müssen auch die Emissionen, die bei der Produktion und Entsorgung der Baustoffe entstehen, drastisch reduziert werden. Dies kann gelingen, wenn Gebäude Teil der Kreislaufwirtschaft werden und das Recycling der Baustoffe schon beim Bau oder der Renovierung von Gebäuden mitgeplant wird.

In Deutschland ist der Bausektor mit rund 220 Millionen Tonnen pro Jahr für mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens verantwortlich. Durch eine Lebenszyklusperspektive kann eine Bestandsaufnahme des gebundenen Kohlenstoffs und der Umweltauswirkungen des Gebäudebestands ermöglicht werden. Daraus ergeben sich Ansatzpunkte für Maßnahmen zur vollständigen Dekarbonisierung des Gebäudebestands und zur Kreislaufführung der verbauten Ressourcen.

Ausblick: Wissen aneignen, Anreize schaffen und klimagerecht Transformieren

Um CO2-Emissionen entlang des Lebenszyklus eines Gebäudes zu reduzieren, braucht es ein Baugewerbe, das mit den geeigneten Tools ausgestattet ist um die CO2  Emissionen in Baumaterialien, Maschinen und Prozessen zu kalkulieren und die richtige Kombination für den Neubau oder die Renovierung zu planen und auszuführen.

Es müssen gezielt Anreize geschaffen werden, um die Nachfrage nach klimaneutralen und ressourcenschonenden Lösungen kontinuierlich zu steigern. Ein politischer Rahmen mit verbindlichen Vorgaben, der Abbau rechtlicher Hürden, die Verfügbarkeit von belastbaren Daten und praktikablen Tools, sowie nachhaltige Finanzprodukte sind Voraussetzung dafür, dass Eigentümer:innen Maßnahmen auch umsetzen können. Neben dem Baugewerbe spielen aus diesem Grund die Wohnungswirtschaft und Eigentümer:innenverbände, die Politik und Finanzwirtschaft eine zentrale Rolle bei der klima- und ressourcengerechten Transformation des Gebäudesektors.

Dieses Projekt und der damit einhergehende Prozess zur Einbindung von Interessenvertretenden und dem Fahrplan 2045 sind erste Schritte zur Umsetzung von Lösungen, die einen ressourcenschonenden Umgang entlang der Wertschöpfungskette der Bau- und Immobilienwirtschaft sicherstellen und Wege zu einem klimaneutralen Gebäudebestand 2045 aufzeigen.

English version: Constructing Cycles – Innovation Opportunities for the Building Sector

The building sector is one of the most resource-intensive industries in Germany, which is why new approaches are needed that focus on the entire life cycle of buildings in order to consider buildings in the totality of their impact on climate change. This is the only way to identify measures for the complete decarbonization of the building stock and the recycling of the resources and materials used, and thus new perspectives for the construction sector.

The project “Kreisläufe Konstruieren – Innovationschancen für den Gebäudesektor” brings together the relevant stakeholders to identify levers and obstacles, develop target group-specific recommendations for action, and develop a concrete roadmap for the future of a sustainable construction industry. The aim of the project is to identify the need for action in both research and implementation. The name translates to “Constructing Cycles – innovation opportunities for the building sector” in English.

Activities: From a roundtable to a roadmap for 2045

To kick off the project, we analyse both the German and European legal frameworks and prepare examples of good practice. They show how other member states are already taking the first regulatory steps towards a holistic life cycle approach for buildings. In addition, individual European and German pioneer projects of medium-sized companies are highlighted and their transferability to other companies is discussed.

With this information, stakeholder groups such as the construction and real estate industry, including subcontracting, planning, design, as well as owners’ associations, but also non-governmental organizations and scientific experts will be addressed. In Germany, medium-sized companies have often been drivers of innovation in the past and account for a significant share of the construction industry. They are therefore important players for subjecting good examples to a practical test and identifying political framework conditions for broad market penetration.

During this project, we therefore want to initiate a round table with actors from the construction industry, business, civil society, science and politics, and invite them to discuss these important European and national future issues with us and to contribute their own expectations and ideas. Together we want to develop paths of a future-relevant climate policy including a circular building stock.

The project results will lead to a roadmap for circular buildings until 2045, proposing framework conditions against the background of current European and national developments and initiatives, making the interactions between national and European policymaking visible and thus facilitating the exchange of actors at different governance levels.

Background: The construction sector is one of the most resource-intensive industries

As part of the European Climate Change Act, the European institutions have agreed on binding climate protection targets. For example, by 2030, European greenhouse gas emissions must be reduced by 55 percent compared with 1990 levels; for the building sector, this means reducing emissions by 60 percent by 2030. By 2050, the European Union must then be climate neutral. Germany has already set itself this target for 2045. If the building stock is to become climate-neutral, the emissions generated during the production and disposal of building materials must also be drastically reduced. This can be achieved if buildings become part of the circular economy and the recycling of building materials is planned into the construction or renovation of buildings.

In Germany, the construction sector is responsible for around 220 million tons of waste per year, more than half of the total. A lifecycle perspective can enable an inventory of the carbon sequestered and the environmental impact of the building stock. This will provide starting points for measures to fully decarbonize the building stock and recycle the resources used.

Outlook: Acquiring knowledge, creating incentives and transforming in a climate-friendly way

Reducing CO2 emissions along the building lifecycle requires a construction industry equipped with the appropriate tools to calculate CO2 emissions in building materials, machinery and processes, and to plan and execute the right combination for new construction or renovation.

Targeted incentives must be created to continuously increase demand for climate-neutral and resource-conserving solutions. A political framework with binding requirements, the removal of legal hurdles, the availability of reliable data and practicable tools, as well as sustainable financial products are prerequisites for owners to be able to implement measures. In addition to the construction industry, the housing industry and owners’ associations, politics and the financial sector therefore play a central role in the climate- and resource-friendly transformation of the building sector.

This project and the associated process for involving stakeholders and the roadmap 2045 are the first steps toward implementing solutions that ensure resource-conserving management along the value chain of the construction and real estate industry and identify paths to a climate-neutral building stock in 2045.