Relevanz und Kosten einer Lebenszyklusperspektive auf Gebäude: Marktdaten zur Ökobilanzierung in Deutschland 

Die Berechnung der Gebäude-Ökobilanz wird spätestens mit der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ab 2028 bzw. 2030 für alle Neubauten auch in Deutschland verpflichtend. Was kostet es eine Gebäude-Ökobilanz zu berechnen? Was braucht es dafür? Ziel dieser Kurzstudie – die gemeinsam mit der DGNB erstellt wurde – ist es, Evidenzen zu diesen Fragen bereit zu stellen und vor dem Hintergrund der Marktanalyse Empfehlungen abzuleiten.

Übergeordnetes Ziel dieser Kurzstudie ist es, Fragen zu den Kosten der Umsetzung einer Whole Life Carbon Perspektive zu beantworten. Sie ist Teil einer Reihe: eine weitere Kurzstudie befasst sich mit den  Kosten und Chancen von Umweltproduktdeklarationen sowie mit den Klimawirkungen und Kosten lebenszyklusoptimierte Bauens.  

BPIE und DGNB haben für die Zwecke dieser Studie eine Marktrecherche zum „Handwerkszeug“, d.h. den Bausteinen, die für die Beratung zur Berechnung und Optimierung von Gebäude-Ökobilanzen, für notwendige Qualifizierungen und für Gebäude-Ökobilanz-Tools nötig sind. Grundlagen der Analyse sind eine Marktrecherche zu Qualifikationsangeboten und Ökobilanz-Tools sowie eine Umfrage unter 62 Personen, die Gebäude-Ökobilanzen anbieten. 

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:   

  • Die Expertise und das Angebot im Bereich Gebäude-Ökobilanz wächst stetig. Es ist zu erwarten, dass Qualifizierungsnachweise zukünftig noch wichtiger werden (z.B. für staatliche Förderprogramme).  
  • Die Anzahl an verfügbaren Gebäude-Ökobilanz-Tools nimmt stark zu, weshalb die Qualitätssicherung der Tools immer wichtiger wird.  
  • Die Kosten für Weiterbildung und Qualifizierungen schwanken zwischen knapp 500 und 1.000 EUR. Die Kosten für Ökobilanz-Tools hängen von den Geschäftsmodellen der Toolanbietenden ab. Basisvarianten von Tools liegen zwischen 700 und 1.800 EUR pro Nutzenden.  
  • Die Befragung der 62 Gebäude-Ökobilanz-Praktiker ergibt eine große Bandbreite bei den Beratungsleistungen und bei den Beratungskosten für die Berechnung einer Gebäudeökobilanz: Die Mediane von Mindest- und Maximalkosten liegen zwischen 7.000 und 15.000 EUR je Berechnung. Die Kosten hängen stark vom Aufwand zur Datenbeschaffung ab, aber auch von der Gebäudegröße und Gebäudetyp sowie der Anzahl von zu berechnenden Varianten.  
  • Die Befragte sehen Möglichkeiten zur Kostenreduktion in Building Information Modelling (BIM) und digitalen Zwillingen. Sie weisen auch auf Potenziale hin, die Gebäude-Ökobilanz zu vereinheitlichen und zu vereinfachen. 

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse werden folgende Empfehlungen formuliert:  

Empfehlungen für die Politik:  

  1. Lebenszyklus-Regulierung frühzeitig einführen, da dies den Kompetenzaufbau befördert & Marktakteure über Beteiligungsformate mitnehmen, um gemeinsam die Entwicklung des nationalen Fahrplans (Vorlage bei der EU Kommission Anfang 2027) anzugehen  
  2. Aus dem EU-Ausland lernen & gemeinsam Harmonisierung vorantreiben, u.a. beim Delegierten Rechtsakt  
  1. Erfahrung aus der Zertifizierung nutzen, um sich über Fallstricke und Chancen der Prüfung einer Gebäude-Ökobilanz auszutauschen   
  1. Qualitätssicherungs-Mechanismen weiter ausbauen, d.h. verpflichtende Schulungen derer, die für Genehmigung zuständig sind, qualitätsgeprüfte Ökobilanz-Tools, sowie Aufbau eines bürokratiearmen Validierungsprozesses mit schlanken Strukturen und eingebautem Mechanismus zur Konformitäts-Überprüfung  
  1. Anpassen der Anforderungen zur Gebäude-Ökobilanz, zwischen Förderung, Zertifizierung sowie einer zukünftigen Baugenehmigung, so dass keine Doppelvorlage nötig wird 
  1. Verwendung von qualitätsgeprüften Tools bei der Gebäude-Ökobilanz bei den staatlichen Förderprogrammen verankern   

Empfehlungen für Marktakteure:  

  1. Gebäude-Ökobilanz-Expertise weiter ausbauen, u.a. als Standard-Weiterbildung in bestehende Qualifikationsprogramme von Ausbildungsträger verankern  
  2. LCA-Tool-Anbieter: um Qualitätssicherung und Einfachheit in der Anwendung kümmern  sowie die Aufwände der Datenbeschaffung – und damit Kosten – reduzieren (u.a über Schaffung von Schnittstellen) 
  3. Transparenz in die Leistungen der Gebäude-Ökobilanz-Beratung bringen, indem Standardleistungen von den Kammern definiert werden  
  4. Weitere Auswertung von Gebäude-Ökobilanzen unterstützen, indem vor allem auch um weitere Informationen zum Gebäude, bspw. die gute Beschreibung der Gebäudeeigenschaften, zusammen mit den Ökobilanzergebnisse eingereicht werden. 

Um diesen Bericht auf Englisch zu lesen, klicken Sie hier.

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